FIT IM DORF
DORFGSCHICHTE
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Am Landungssteg
Uttwil der überregionale Handelsplatz
Uttwil um 1832/33, Kolorierte Lithografie von J.A. Pecht
Uttwil war in der frühen Neuzeit ein bedeutender Umschlagplatz für Schiffe. Insbesondere war er einer der wichtigsten Orte für die Einfuhr von Getreide und Salz aus Süddeutschland. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts stand Uttwil bezüglich Warenmenge nach Konstanz und Steinach an dritter Stelle. Von Uttwil aus wurde vor allem der Oberthurgau, Bischofszell, das östliche Toggenburg und Appenzell versorgt.
Die damaligen Schiffe wurden Ledi oder Segner genannt. Die Segner, die nach Uttwil verkehrten, hatten eine Länge von knapp 20 Meter und waren mit einem Segel bestückt. Bei Flaute kam man mit Rudern oder, dem Ufer entlang, mit „Stechen“ vorwärts. Die Mannschaft bestand aus 6-10 Personen. Die Segner wurden am Ufer entladen und beladen. Einen eigentlichen Hafen dafür gab es nicht. Anschliessend wurde die Ware mit Pferdegespannen in das Landesinnere bis nach Zürich oder sogar Genf transportiert. Der Warenhandel in Uttwil wurde durch die Kaufmannsfamilie Dölli betrieben. Den eigentlichen Schiffsbetrieb haben weitgehend private Fuhrleute auf eigene Rechnung übernommen. Transport und Handel brachten Wohlstand in das Dorf. Die Döllis liessen stattliche Gebäude bauen, die auch heute noch das Seedorf prägen. Zu jener Zeit waren auch viele verschiedene Handwerker in Uttwil tätig. Es gab zum Beispiel Eisen- und Kupferschmiede, Gerber, Weber, eine Goldschmiede und sogar einen Buchverlag. Die Leute, die für die Dölli tätig waren, besonders die Schiffsleute, mussten im Vergleich zur übrigen Landbevölkerung gut lesen, schreiben und rechnen können. Diese Anforderung führte dazu, dass die Döllis 1843 in Uttwil die erste höhere Schule in der Region einrichtete und auch finanzierte. Später wurde diese als kantonale Sekundarschule geführt und nach Dozwil verlegt.
Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Dampfschiffe aufkamen und für diese in Romanshorn ein Hafen mit Bahnanschluss gebaut wurde, schwand die Bedeutung von Uttwil als Handelsplatz. Die Döllis zogen sich von ihren Handelstätigkeiten und aus Uttwil zurück.
Lithografie eines Lastsegelschiffes mit umgelegtem Mast vor Überlingen um 1850.
Quellen:
Die Dölli von Uttwil, Ernst Hänzi, 1989, Edition FROHSINN
Skizzen und Notizen aus Uttwil, Ralph Brühwiler, 2017, Edition FROHSINN
Uttwil im Spiegel seiner Vergangenheit, Emanuel Stickelberger, 1960
Die Lastsegelschiffe des Bodensees, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, 1975
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